Freitag, 13. Dezember 2013

10 Gedanken von Raksan


Raksan aus Berlin ist für mich eine Ausnahmekünstlerin und so habe ich mit ihr auch ein „etwas anderes“ Interview geführt. Passend dazu zuerst ein Paar eigene Gedanken zum Thema Improvisation.
Improvisation... war mein persönlicher Start mit dem Tanz. Fünfzehn Minuten, eine Box, Musik von Mickie Krause über Black bis Techno. Fünfzehn Minuten ununterbrochener Bewegung, guter Laune und Strahlen. Die Atmosphäre aufnehmen, sich auf die Musik einlassen. Noch keine Kunst, aber es war Tanzen....
Mit der Orientalischen Szene in Berührung gekommen, lernte ich Choreographien kennen, eine Menge Choreographien. Heute bin ich wieder auf der Suche nach dem Glück des Anfangs, das irgendwo auf der Strecke geblieben ist. Für den Tanz. Ich dachte es läge an mir, hab mir Tänze machen lassen, nix... ich spüre den Tanz nicht... ich möchte aber zurück zu dem Gefühl, mit dem ich mal vertraut war. Wenn ich Woche für Woche auf Festivals bin, sehne ich mich danach, endlich wieder im Restaurant zu tanzen, mit meinem Tanz zu kommunizieren, zu improvisieren, ich sein zu dürfen - auf der Bühne gelingt mir das nicht mehr. Zu viel Respekt wurde mir beigebracht. Doch was heißt eigentlich Respekt vor der Bühne oder vor dem Tanz zu haben? Verliere ich ihn tatsächlich, bin ich nicht mehr professionell, wenn ich meine Raumwege und Kombis, Eingang und Ausgang, den introvertierten und extrovertierten Moment nicht genauestens und unwiderruflich bis ins Detail festlege und sogar den Ausdruck plane und an den richtigen Stellen "einbaue"?
Aktuell, auf meinem letzten Festival sprach Khaled Mahmoud zu uns ehrgeizigen und zielstrebigen, tanzen wollenden Seminarteilnehmerinnen über die Schönheit des Orientalischen Tanzes. Es herrschte Stille. Wie Mäuse waren alle. Konzentriert. Es folgte ein lauter Applaus und "Bravo" Zurufe und später, auf der Bühne, tanzte dann doch jede eine Choreographie und fragte hinterher nach dem Feedback...
Neben meiner eigenen Suche nach einem Ausweg aus dem Kreislauf geht es mir auch um meine Schüler. Ich bin auf der Suche, aber ich kenne das Gefühl des völligen Auflösens und Aufgehens in der Musik und wenn ich es wieder finde, dann habe ich auch meinen Weg zu schätzen. Aber wie bringe ich meinen Schülern etwas bei, was weder greifbar, noch erklärbar, noch anschaulich zu sein scheint? Vor allem in einem Land wie Deutschland, wo alles strukturiert ist, gut erklärbar, nachvollziehbar und logisch sein muss? Und dementsprechend auch die Erwartungen an das Training gestellt werden? Technik ist logisch, Tanzen auch und irgendwie doch nicht. Tanz folgt einer Ordnung, aber ist eben nicht nur nach rechts und links und diagonal... Ich sehe die tänzerische Entwicklung in Phasen und jede trägt zu der "richtigen" Zeit die meisten Früchte. Es gibt Zeit für ägyptischen Stil, die Nostalgie, für Folklore, Zeit für jom, für Bellydance Evolution, für Competitions, für die Improvisation und Raksan.

Ich erinnere mich an meine erste Begegnung mit dem Unterrichtstil von Raksan. Am Anfang eine Reaktion der Barriere und Ablehnung. Doch dann holte sie mich mit einer ihrer Methoden ab und die restlichen vier Stunden glichen 20 Minuten. Es war faszinierend, was für ein Händchen sie für jede Teilnehmerin hatte und wie sich jede zu öffnen und zu verändern begann. Etwas ablegte, etwas nahm und etwas gab. Das eine ist, die Menschen zu trainieren, das andere ist, sie zu bewegen! Ich habe nach dieser Erfahrung und der Entwicklung der Frauen, die ich während "Secret Lila" (2012 in Osnabrück,  die Bilder sind Momentaufnahmen der Aufführung) beobachten konnte eine Faszination für Raksan entwickelt, betrachte sie als eine sehr starke Tänzerpersönlichkeit. Entgegen den Trends, Meinungen und Politik der Szene hält sie an dem fest, woran sie glaubt, bleib sich selbst, dem Tanz und ihren Schülern treu, egal was für ein Risiko sie damit eingeht. Dass es in der TAI: TOOLs - Fortbildung, die im März startet, schon jetzt nur noch 1/3 Plätze zu vergeben sind, zeigt, dass tatsächlich viele Tanzlehrerinnen wie ich auf der Suche nach einem Schlüssel, nach einer Fähigkeit und Fertigkeit sind, um auf der Suche nach mehr Freiheit und Emotion im Tanz ein Stückchen weiter zu kommen. Während einer Email-Konversation mit Raksan, hatte ich den spontanen Einfall, ihr "Spiel" umzukehren und ihr die Impulse zum Nachdenken zu geben; schnell hatte ich 10 Gedankensplitter, begonnene Sätze zusammen, die sie weitergeführt hat. Ein gewöhnliches Interview wäre zu einfach :) Und das ist daraus geworden:






Die meisten denken... in unserer „Szene“ noch immer, dass das Improvisieren vor dem heutigen Hintergrund des forcierten Strebens nach einer Professionalisierung des OT in Performance und Unterricht keinen Platz hat. Hartnäckig wird der Begriff des „freien Tanzes“ eher negativ besetzt und mit Beliebigkeit, Zufälligkeit, nicht ausreichend Geübtem assoziiert. Im besten Falle von Darsteller und Publikum vielleicht spontan als unterhaltsam empfunden, aber eben nicht wiederholbar und somit keine Kunst im Sinne von Können. Nur Amateure improvisieren, Profis oder Leute, denen es mit ihrem Hobby ernst ist, widmen sich der Technik, immer spektakuläreren Choreographien.
Ein Missverständnis.
Natürlich ist die orientalische Tanzsprache, traditionell wie modern, eine hoch komplexe Ausdrucksform. Ihre physischen Aspekte, ihr Vokabular gilt es zu verstehen und gegebenenfalls durch Vermischung mit anderen Tanzstilen zu erweitern. Dazu gehört, wie in jeder Kunst das Üben, eine Festigung der technischen Grundlagen, also ein gezieltes Training, um den Körper wie ein Instrument zu stimmen. Aber oft genug mündet ein ausschließlich auf dem Vermitteln von Tanztechnik aufgebauter Unterricht in einer dem Sport ähnlichen und dann in letzter Konsequenz wettbewerbsorientierten, rein leistungs- und ergebnisbezogen Struktur.
Das ist schade, es gibt so viel mehr zu entdecken!
Denn der Zauber des Orientalischen Tanzes entspringt vor allem aus der Fähigkeit eines Tänzers, sich auf das „Jetzt“ einzulassen und zum Katalysator der Stimmung im Raum zu werden, Körperempfinden und Emotion mit Hingabe zu teilen. Ein feines Zusammenspiel zwischen individuellem und kollektivem Empfinden, ganz und gar individuell und doch im Gleichklang. Gelingt dieses, kann ein kommunikatives Energiefeld entstehen, das nicht nur die miteinander Tanzenden, sondern auch die passiv Zuschauenden erfasst und eine starke Faszination ausstrahlt. Das arabische "Tarab", das spanische "Duende"beschreiben diesen Zustand der gesteigerten Wahrnehmung, des Aufgehens im Moment, den berühmten "Musenkuß":
Und alle diese Dinge sind wundersamer Weise ganz unabhängig von einem wie auch immer gelagerten Idealbildern oder Moden, von ästhetischen Schablonen, ein Stück weit spielt sogar die mitgebrachte tänzerische Vorbildung keine Rolle – wenn die innere Haltung und damit die Aussage stimmt, sich ganz eingelassen wird.
Improvisation ist für mich vor allem als Lehrerin DAS Mittel geworden, Technik und Ausdruck, Logos und Seele, persönliche Einzigartigkeit und Tradition zu verbinden. Und das hat so rein gar nichts mit einem „Piep Piep Piep, wir haben uns alle lieb“ oder „ich improvisiere, weil ich mir eh keine Choreographie merken kann“- Dilettantismus zu tun.
Improvisation fördert und fordert: Konzentration, Hingabe, Fokussierung auf Aufgabenstellungen. Schafft Rahmen, setzt Grenzen, verlangt eine Menge Einsatz. Aber dann kommt mit dem „Flow“ und dem spielerischen Verlassen der Komfortzonen ein unerwarteter Genuss, Staunen, verblüffende Kraft und Wucht. Stephen Nachmanowitch sagt in seinem empfehlenswerten Buch „Freeplay“: „Man kann alles auf dreierlei Art und Weise tun: als Kunst, als Handwerk oder als Schinderei“. Impro ist das Erste und das Zweite und wandelt den dritten Punkt in Freude am Üben und Tun. Deswegen steht auf meinen TAI – Ausschreibungen: „offenes Level“. In diesen Klassen herrscht keine Hierarchie, die in Gang gesetzten Prozesse bieten für jede TeilnehmerIn ganz individuelle Anstöße. Orientalischer Tanz als (Alltags)Kunst ist für mich zutiefst demokratisch und die Grenzen zwischen Profis und sogenannten Laien verschwimmen in meinen Klassen zunehmend, definieren sich manchmal ganz neu.

Es gibt nichts...“Gutes, außer man tut es“. Der Gedanke, eine TAI (TanzAusdruckImprovisation) – Fortbildungsreihe für LehrerInnen anzubieten, gärt schon seit längerem. Vor ca.10 Jahren habe ich begonnen, Workshops zum Thema „Impro“ zu geben. Und das Bühnentanzprojekt „Secret Lila“ ist mittlerweile 7 Mal durch Prozess und Aufführung gegangen. Immer wieder bekam ich nach einem TAI-Wochenende oder nach dem Abschluss eines „Lilas“ besonders von den Lehrerinnen unter den Teilnehmenden die Rückmeldung, dass die kennengelernten Vorgehensweisen in den eigenen Unterricht Einzug gehalten haben, mit verblüffendem Ergebnis. Da tanzen plötzlich auch diejenigen im Kurs, die erst kurz dabei sind, völlig losgelöst und selbstverständlich, werden „Mauerblümchen“ zu Energiebündeln und kreativen Quellen, das Konkurrieren um den besten Platz in der Nähe des Lehrers vorm Spiegel wird zu einem Miteinander. Allerdings ist in der Improvisation die anleitende Rolle eine andere als die des ausführenden Parts. Das Wissen um Methoden ist die eine Seite. Wer Impro unterrichtet, muss sich hingeben, mit der Klasse im Fluss sein und darf doch nie die Fäden aus der Hand geben. Gut vorbereitet in eine Stunde zu gehen, ein Konzept zu haben und ein Ziel zu verfolgen gehört genauso dazu wie flexibel und bereit zu sein, alles dem Moment zu opfern, opfern zu können. Daher Tai: TOOLs. Es geht hier nicht um bunte Karteikarten oder um durch genormte „Einmalimmerso-Bauklötze,“ sondern vielmehr um das Erforschen und Erfahren einer genauso strukturierten wie individuell variierbaren Methodik. Wer hier Feuer fängt, kann Orientalischen Tanz sehr modern und doch (wieder) nah an seinem Kern unterrichten, sehr diszipliniert ( das ist kein Widerspruch!) Freiräume schaffen, als Lehrer selber Spaß haben und Überraschendes zulassen.


Der Tanz ist … jetzt seit 28 Jahren mein Beruf und unverändert neben meiner Familie mein Lebensmittelpunkt. Er ernährt mich nicht nur im materiellen Sinn, sondern bestimmt meinen Alltag und mein Denken zu großen Teilen. Er ist Freund und Feind zugleich. Ich danke ihm, liebe ihn, hasse ihn und hätte gerne meine Ruhe - und kann dann doch nicht „ohne“. Immer wieder zwingt mich mein Leben als Freiberufler zu dem Einschlagen von unbekannten Wegen, hält Spiegel vor. Der Preis für die Freiheit, eine Leidenschaft zum Broterwerb gemacht zu haben, ist manchmal ganz schön hoch. Der Lohn dafür manchmal... ganz schön niedrig.
Aber ich möchte nicht tauschen, denn:
Wir tanzen nicht den süßen netten “ nimm` mich”-Tanz, sondern den “Lass die Katze aus dem Sack”-Tanz, den „lebe die Magie des Augenblicks“-Tanz. Den „wir ehren den Augenblick mit unseren Händen und Füssen“ - Tanz.
Wir tanzen nicht den „Brüste schütteln & Hintern wackeln“-Tanz, sondern den Tanz, der die Traurigkeit aus allen Knochen vertreibt, den Tanz, der uns unsere Würde zurückgibt.
Wir tanzen nicht den Affentanz mit drei Schritten nach rechts und drei Schritten nach links und dann geradeaus, sondern den Tanz, der Gräber aufreißt und alle verheilten und nicht verheilten Wunden bloßlegt, den Tanz, bei dem Rhythmus und Herzschlag eins sind.
Wir werfen keinen unauffälligen Standard-Tanz aufs Parkett. Wir tanzen nicht das nette, unauffällige, in sich selbst versunkene Herumgeschiebe, sondern einen Tanz, wo unsere Haare fliegen, unsere Flügel ausgebreitet werden, der unsere Käfige aufbricht und unsere Krallen wetzt, wir tanzen unseren Weg zurück ins Licht der Liebe.
Wir tanzen nicht, um ein bisschen herum zu tänzeln und dabei nur ja nicht außer Atem zu kommen, sondern wir tanzen die Kathedrale unseres Körpers, wir tanzen, um unsere Seele auszubreiten, um zu spielen, zu fliegen und um zu beten im Tempel unserer Haut.“
So ist es. Jeh älter ich werde, desto näher ist mir diesem hinreißenden Aufruf von Jewel Mathieson
mit lieben Dank an Gabriele Schroetter aus Südtirol, die ihn aus dem Englischen übersetzt und mir geschickt hat.

Es fehlt mir schwer... zu glauben oder gar zu akzeptieren, dass Tänzerinnen meiner Generation ohne kosmetische Verjüngung auf Mitte 30 ihren „Bühnenberechtigungsschein“ verlieren. Meine eigenen Tanzheldinnen waren zu Beginn meiner Laufbahn allesamt über 40. Jetzt bin ich 53, nehme meine grau werdenden Haare an und stelle fest, dass mir silberne Strähnen besser stehen als jede noch so brillante Farbe von Lòreal. So gut, dass ich graue Extensions einflechten lasse. Meine Kostüme haben sich schon vor Jahren angepasst, nicht nur meinen wilden Bodenparts wegen, sondern sie hüllen auch meinen Körper ein. Keine nackte Haut, egal ob jetzt faltig oder früher noch nicht, einfach keine Projektionsflächen mehr. Zeitgenössischer orientalischer Tanz? Ich beschäftige mich so lange damit, dass ich ihn als mein Medium betrachten darf, auch wenn meine Knie nicht immer ins Grand Plie wollen. Das zeitgenössische Element besteht ja nicht nur aus hohen Beinen oder einem Sprung in den Spagat. Es ging mir damit von Anfang an um mehr als ein erweitertes technische Repertoire und um schicke Showeffekte. Es geht mir vor allem um eine Reife in der Darstellung. Ich selbst habe mich dem Tanz nie näher gefühlt als jetzt.Und wie schon in „Secret Lila“: in meinem aktuellen Tanztheaterprojekt „Don`t climb the Pyramids“ spielt das Alter der teilnehmenden Frauen eine eigene Rolle, ist eine interessante, individuelle Farbe, ein Ausdrucksmittel, egal ob Mitte 20 oder Jahrgang 1960! Die Heterogenität des Ensembles ist nicht das Manko, sondern die Aussage selbst.

Heute ist (oder besteht oder wichtig für) mein Leben... siehe oben! Was sich aber geändert hat: ich brauche mehr Erholungsphasen. Schlafen ist wichtig. Die ausgedehnten Spaziergänge mit meinem Hund. Meine Tochter durch die Pubertät zu begleiten ist wichtig. Mein Mann steht auch in der Woche fast jeden Abend auf der Bühne oder gibt Impro-Theaterkurse, ich gehe ins Training, unterrichte in der ETAGE, bin meist am Wochenende unterwegs – gemeinsame Zeit mit ihm ist wichtig. Meine Freunde sind wichtig, „bei mir bleiben“ ist wichtig.

Ich kann nicht leiden... wenn ich Stockfisch essen soll. Ich bin ostfriesischen Geblüts, Hamburgerin und mit sämtlichen Fischgerichten dieser Welt seit Kindesbeinen vertraut. Aber Stockfisch? Ne. Außerdem hat meine kluge Großmutter alle Menschen, denen es ihrer Ansicht nach an Humor oder Esprit fehlte, generell unter diesem Begriff (mit spitzen „St“) zusammengefasst, vielleicht auch daher meine Aversion. Spontan füge ich noch „Kaugummi kauen mit offenem Mund und Dauertelefonieren im öffentlichem Raum“ hinzu: ich beantworte diese Frage in einem vollen Zug nach Stuttgart und versuche irgendwie die Geräusch-Kakophonie meiner Sitznachbarin zu ignorieren. Seit wann bin ich eigentlich so zickig? Ausatmen!
Was ich aber so richtig schlimm finde? Plagiate, das „Abkupfern“ von Ideen. Auch das ist wohl mit der Muttermilch eingesogen, denn mein Vater war Fernsehmann in den 1960èr und 1970èr Jahren, seine Firma hat neben der Synchronisation von amerikanischen Serien wie “Bonanza“auch viel Werbung produziert. Ein guter Einfall erzeugte sofort eine Welle von Nachahmern... mein Vater war ein sehr gutmütiger Mann. Aber dann wurde er wütend. Was heute so los ist, würde ihn rasend machen. Später dann, während eines Engagements im Circus Roncalli, habe ich Bernhardt Paul als lebende Dekoration zu einem Interview begleitet. Langweilig, aber dann antwortete er auf eine Frage wie oben: „Gedankenklau“. Habe ich nie wieder vergessen und mir geschworen, selbst dieser Versuchung, sollte sie auftauchen, zu widerstehen.
Ich bin geübt darin, mir eigene Gedanken zu machen und empfinde das als eine meiner wichtigsten Aufgaben als Künstlerin. Aber es wird immer schwieriger, denn durch die jederzeit verfügbaren Eindrücke, Informationen und das gefühlte „immer schneller, immer weiter“ entsteht auch bei mir der Eindruck, in viel kürzeren Abständen handeln, produzieren zu müssen als meine inspirative Quelle sprudelt. Da könnte durchaus ein Klick mit der Maus Erleichterung bringen Meine Lösungen dafür: raus mit dem Hund. Den PC auslassen, improvisieren. Akzeptieren, dass manche Dinge Zeit und einen Prozess brauchen. Und wenn ich doch mal etwas übernehme, die Quelle nennen. Öffentlich. Bitte. Danke schön!
Besser noch, die Quelle nennen UND die Inspiration variieren. Sonst decken sich nicht nur die angewandten Techniken Formulierungen, sondern auch der Inhalt und die Botschaft. Letzteres passiert so oft in unserer Szene! Ob im manchmal „unschuldigen“ Falle von „ist im Netz, auf der Bühne, ist meins“ oder ganz bewusst ausgeführt: nicht nur dem Beklauten wird geschadet. Eine sich durch die heutigen schnellen Verbreitungswege vervielfältigende Kopie verflacht im Zeitraffertempo das Originäre zur Plattitüde - und das schadet einer ganzen Sparte, nimmt ursprünglich wirksamen Werbemitteln die Wirkung, Stilistiken ihre Aussage, verhindert Vielfalt, sprich fördert den Ausverkauf und den Übersättigungseffekt, den wir alle spüren. So.
Und füge noch hinzu: ich kann es auch nicht leiden, wenn bei Auftritten, wo auch immer, im Publikum via Handy mitgefilmt wird. Eine Hand am Smartphone – wie soll da noch applaudiert werden? Im Ernst, der Moment der Darbietung ist nun mal vergänglich, das ist das Schöne am Tanz. Es ist so viel besser, ihn direkt und mit allen Sinnen zu genießen! Und die Eindrücke im Herzen und nicht per Video mit nach hause zu nehmen.

Die moderne Welt … tickt mir zu laut, das gebe ich zu. (Meine Nachbarin im ICE telefoniert noch immer. Und weil der Typ gegenüber auch wieder Empfang hat und dagegen anredet, hat sie jetzt ihren Lautsprecher angestellt. „Hallo Mama !Erzähl mal!“ Aha, sie telefoniert mit ihrer Mutter. Schön, dass die beiden sich gut verstehen – ich tu`s auch. “Entschuldigung, könnten Sie...?“) Ansonsten, ab wann ist denn die Welt „modern“ und ich aus einer anderen Zeit? Die Frage stelle ich mir immer wieder und meine besten Ratgeber sind meine Kinder. Wir reden viel, ich werde beruhigt oder angeschubst, je nachdem.

Facebook bedeutet... so einen Schubser. Ich habe mich diesem Medium so lange verschlossen, dass die Eröffnung meines zum jetzigen Zeitpunkt gerade ein paar Tage alte fb – Accounts fast eine Sensation war. Ich bin gespannt, was sich nun so tut, bleibe aber moderat. Mit Vorsicht und mit Massen zu genießen, würde ich sagen. 




Inspiration... unser innerster Antrieb. Nicht das Netz, wie es uns der TV-Spot der Telecom weis- bzw. pinkmachen will. Das Internet ist voll von fantastischen, tollen, lustigen, nachdenklichen, wichtigen Einfällen. Aber es sind die Einfälle anderer, schon da. Das wahre Leben hält da besseres bereit. Eigenes. Zum Beispiel in einer Tanzklasse... wenn improvisiert, gespielt, kreativ etwas geschaffen wird, was es so noch nie gegeben hat!

Träume... vielevieleviele! Und jetzt ist nicht nur die letzte Frage beantwortet, sondern auch die Schnattertaschen von nebenan und gegenüber sind fertig. Sie scheinen friedlich zu schlafen... Stille!! Dann kann ich jetzt meinen alten DELL zuklappen und das tun, was ich am Reisen mit dem Zug am Schönsten finde, nämlich meinen Gedanken nachhängen, mit offenen Augen vor mich hinträumen.



Rrrriiing!!! Das ist mein Telefon. War doch leise gestellt? Egal, ist meine Tochter! „Hallo Schatz, erzähl mal...“ 

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